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2012 – Das Ende des Katastrophenfilms?

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Am Wochenende habe ich mir ohne große Erwartungen 2012 angesehen und wurde deswegen nicht enttäuscht. Roland Emmerich macht einfach gerne kaputt und das zeigt er wieder einmal ganz deutlich. Die Effekte sind größtenteils fantastisch anzusehen, aber je länger ich über den Film nachdenke, umso absurder finde ich ihn.
Warnung: Gleich verrate ich das Ende des Films. Wer ihn also noch sehen und sich überraschen lassen will, sollte jetzt nicht weiterlesen.

Wie gesagt die Effekte sind wie erwartet großartig. Aber die Story…
Der Mayakalender, gerne auch als Biene Maja Kalender bezeichnet, der ja angeblich den Weltuntergang vorhersagt, spielt im Film außer in launischen Zwischenbemerkungen überhaupt keine Rolle. Lassen wir das einfach mal beiseite. Genau wie die Tatsache, dass die Welt immer genau da in die Luft fliegt/überflutet wird/von Erdbeben erschüttert wird, wo sich John Cusack gerade aufhält, aber immer genau solange wartet, wie dieser braucht, um im letzten Moment zu flüchten. Das gehört zu einem Katastrophenfilm eben dazu, auch wenn Emmerich das mal wieder in neue Dimensionen erhebt. Lassen wir weiterhin Absurditäten beiseite wie diese:

- Nachdem eine Flutwelle Washington erreicht hat, wird das weiße Haus ausgerechnet von einem US-amerikanischen Flugzeugträger getroffen.
- Als ihnen mitten über dem Ozean das Kerosin ausgeht, hat sich dankenswerterweise die Erdkruste genau um die mehr als 2000 Kilometer verschoben, die sie noch von ihrem Ziel in China trennen. Und zwar genau in die richtige Richtung, damit sie quasi direkt vor Ort landen können.

Statt noch mehr aufzuzählen, möchte ich jetzt direkt und wie vorgewarnt zum Ende des Films kommen. Ungefähr 300.000 Menschen gelingt es sich auf sogenannte Archen zu retten, die heimlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit in China konstruiert worden waren. An Bord befinden sich dank einer internationalen Verschwörung die Reichen und Mächtigen dieser Welt und dank des unermüdlichen Einsatzes von John Cusack auch er und seine Familie, sowie eine Horde chinesischer Arbeiter, die eigentlich in der Flut zurückgelassen werden sollten.
Danach erwartete ich die große Abschlussaction, aber weit gefehlt. Scheinbar können die Chinesen Archen bauen, denn ehe ich es mich versah, war die Flutwelle überstanden und die Archen trieben auf dem gewaltigen, neu entstandenen Supermeer. Natürlich ohne dass einer, der nicht angeschnallten Passagiere, während der gewaltigen Turbulenzen auch nur die geringste Schramme abbekommen hat. Da die Ursache für die Katastrophe eine gewaltige Erhitzung des Erdkerns war müsste das eigentlich eine kochende Suppe sein, aber sei´s drum.
Nach meinem Gefühl musste jetzt der Abspann folgen. Bei einem offenen Ende muss schließlich nichts erklärt werden und man weiß ja nie, ob Emmerich nicht vielleicht irgendwann „2013“ drehen will.

Doch weit gefehlt. 27 Tage nach der Katastrophe, die im Film einfach übersprungen werden wird auf den Schiffen verkündet, dass es nun möglich wäre, an Deck zu gehen, was natürlich auch alle machen. Da kommt plötzlich Kreuzfahrtstimmung auf, wenn die majestätischen Archen unter strahlendblauem Himmel das gewaltige aber völlig ruhige Meer durchkreuzen.
Nach dem letzten Ausbruch eines Supervulkans, dem Toba auf Sumatra, sorgte der Ascheregen für eine permanente Verdunkelung der Atmosphäre und einen sechs Jahre andauernden Winter. Wen solche Sachen interessieren, der sollte sich Bill Brysons Eine kurze Geschichte von fast allem mal anschauen. Ein tolles Buch, das Wissen auf lockere Art vermittelt.

Aber zurück zum Thema. Der Vulkan des Yellowstone – wohlgemerkt ist der ganze Park die Krateröffnung – hätte in der Realität mindestens ähnlich gravierende Folgen. Glücklicherweise spielt der Film aber nicht in der Realität.
Es wird aber noch besser. Wie durch ein Wunder hat der gesamte afrikanische Kontinent überlebt, da er durch die Verschiebung der Erdplatten um mehrere Tausend Meter angehoben wurde. Der Mount Everest wurde zwar locker überspült, aber lassen wir auch das beiseite. Ausgerechnet Afrika, die ärmsten der Armen, die ausgebeuteten Entwicklungsländer. Soll das in Emmerichs Augen Gottes Wiedergutmachung für die Kolonialzeit und den Sklavenhandel sein.
Vermutlich nicht. Denn seien wir doch einmal realistisch. Wie würde wohl eine Welt aussehen, in der nur noch der afrikanische Kontinent und die 300.000 reichsten und mächtigsten Menschen der „alten Erde“ existieren? Wo sollen die denn hin? Und auf den Feldern arbeiten wollen sie wohl auch kaum. Dazu gibt es ja zum Glück noch Einheimische.

Wie gesagt, man muss eine Menge ignorieren und selbst dann bleibt es meiner Ansicht nach ein schlechter Film. Als Anschauungsmaterial, was technisch heutzutage alles möglich ist, aber bestens geeignet.

P.S. Wer in dem Film aber wieder mal großartig spielt, ist Woody Harrelson als Radiomoderater und Weltuntergangsverkünder im Yellowstone-Park. Ich finde den Mann einfach großartig.


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